29
Mai
2008

Und ihr beschwert euch über Stalking?

Je mehr sich die Hiobsbotschaften über Datenschutzvergehen häufen, wie in etwa die Bespitzelung von Journalisten durch die deutsche Telekom, desto mehr ist man geneigt, niederschwelligere Problematiken auszublenden.

Nachdem derzeit ohnehin, von der Öffentlichkeit leider weitgehend ignoriert, in den Medien über Bespitzelung, Totalüberwachung und ehemalige Stasi-Mitarbeiter berichtet wird, ist es wieder mal an der Zeit sich kleinen Themen zu widmen. Klein im Sinne von schlecht durch spektakelaffine Medien verwertbar, nicht im Sinne von unbedeutend: Dem Bewusstsein für Datenschutz im Alltag.

Das deutsche Studentenportal StudiVZ (und die Anhängsel MeinVZ und SchülerVZ) befindet sich zwar schon im gefühlten Abstieg, allerdings sollte ich auch auf die Datenproblematik darin eingehen, wo ich doch schon vor kurzem über Facebook gelästert habe.

Viel zu viele Menschen geben leider viel zu viele Informationen über sich recht offenherzig preis ohne darüber nachzudenken was damit geschehen könnte; die Datenschutzwerkzeuge von StudiVZ, tendenziell leider wenig genutzt, geben zwar dem Nutzer die Möglichkeit, Spanner, Stalker und übereifrige, nicht ganz nach den Regeln spielende, Personalchefs großteils vom Zugriff auszuschließen.

Allerdings denken die wenigsten Nutzer darüber nach, inwiefern StudiVZ selbst an den Daten interessiert sein dürfte. Das Portal wurde bereits 2007 vom großen Medienunternehmen Holtzbrink-Networks übernommen. Zu Holtzbrink gehören neben einigen Karrierenetzwerken unter anderem der Werbekeiler Direct Relation GmbH und die Online-Marketing und SEO-Firma Booming GmbH.
Honi soit qui mal y pense.

Dass die persönlichen Daten der StudiVZ-Nutzer nicht ganz nebensächlich für die Verlagsgruppe sein dürften, zeigen schon die AGBs. Unter anderem heißt es:
Die Angabe von Künstlernamen, Pseudonymen oder sonstigen Phantasiebezeichnungen ist nicht gestattet. Ebenso untersagt ist es, einen Account mit fremden oder sonst unzutreffenden Angaben anzumelden
Positiv überrascht war ich vorerst von folgendem Versprechen:
Mit der erfolgreichen Exmatrikulation eines Nutzers wird der Account des Nutzers und alle personenbezogenen Daten des Nutzers dauerhaft gelöscht.
Allerdings besteht kaum die Möglichkeit zu überprüfen, ob die Daten auch tatsächlich aus dem Fundus sämtlicher Holtzbrink-Teilgesellschaften verschwinden bzw. ob mit Löschen überhaupt eine DELETE-Operation auf der Datenbank gemeint ist oder nur ein UPDATE auf einer isActive-Spalte (was heißen würde, dass die Daten immer noch abgegriffen werden könnten).

In den Regeln zu StudiVZ klingen die Bestimmungen schärfer, als in den AGBs. Unter anderem ist dort zu lesen:
Wenn auf der Profilseite ein Profilbild hochgeladen wird, muss der Nutzer darauf erkennbar sein.
Zusätzlich:
Profile, die eine andere als die tatsächliche Identität des Nutzers widerspiegeln, werden ohne Verwarnung bereits beim ersten Verstoß gelöscht.
Ganz so ernst kann es StudiVZ mit der Durchsetzung der Bestimmungen dann allerdings doch nicht meinen, wenn man die Anzahl an ganz offensichtlich an den Haaren herbeigezogenen Spaßidentitäten betrachtet. Auch muss sich StudiVZ schon allein wegen des europäischen Unternehmenssitzes in ein engeres Datenschutzkorsett pressen, als Facebook.

Dennoch sollten sich Nutzer überlegen, hier vielleicht ein bisschen zurückhaltender bezüglich ihres Datenexhibitionismus zu sein. Schon alleine das Annotieren sämtlicher (teilweise hochgradig peinlicher) Fotos in den Nutzeralben mit den Realnamen der abgelichteten Personen, ist symptomatisch für einen ausgeprägten Drang, Privatsphäre dem öffentlichen Voyeurismus zu überlassen.

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