31
Jul
2010

Getauft bei Google

Google und Privatsphäre ist für mich ein bisschen wie Dill-Chips und Gesundheit: Vermutlich äußert schädlich, aber ich mag das Produkt zu sehr, um mir erlauben zu können, kritisch zu sein.

Außerdem hatte ich stets das Gefühl, Google würde sehr offen mit Kritik umgehen und auch technische Details relativ offen teilen.

Allerdings, seitdem ich mir eines dieser schicken Android-Schmierklötze gekauft habe, fällt mir immer mehr auf, wie schnell Googles Datenquellen-Harmonisierung nervend bis gefährlich wird.

Es begann damit, dass ein Arbeitskollege mir eine Einladung zu Googles wer-weiß-wofür-man-das-braucht-Service Wave geschickt hatte; die anzunehmen erforderte die Erstellung eines Google Mail Kontos. Weil mein echter Name bei weitem kein eindeutiger Bezeichner ist und daher schon mehrfach vergeben war, erstellte ich eine Gmail-Adresse mit einem relativ bescheuerten Nutzernamen, sagen wir hotzenplotz*. Natürlich ahnte ich da nicht, dass ich mich soeben in der Church of Google getauft hatte.

Von da an ging zuerst mal alles gut, da mein Google Konto vorerst noch an eine andere Mailadresse gebunden war. Dann kam das Handy: Android war beim Einrichten sämtlicher Dienste - Kalender und Google-Sync - der Meinung, ich bräuchte auch Gmail, aktivierte es, machte es zu meiner primären Mailadresse und änderte den Nutzernamen meines Kontos.

Von nun an, verwendet hotzenplotz@gmail.com sein Android Handy. Dem Chef auf sein Email, von seinem Handy aus, antwortet hotzenplotz@gmail.com. Will man eine Bluetooth Kontaktinformationskarte von mir, erhält man diese - natürlich - von hotzenplotz@gmail.com.

Tollerweise verwendet mein Arbeitgeber auch einen Google-Kalender um Angestellte ihre Urlaubstage eintragen zu lassen: Ihr ahnt es schon, hotzenplotz ist auf Urlaub.

Eine Konfigurationsorgie, auf Augenhöhe mit Facebooks Datenschutzeinstellungen, führte dazu, dass mein eindeutiger Bezeichner wieder meine alte Mailadresse war. Machte ich mich folglich schleunigst daran, meine Gmail-Adresse zu löschen, was Google mit ein bisschen Widerwillen und oftmaligem Nachfragen auch erledigte.

Allerdings, ist Google nun überzeugt, mein Nutzername sei "hotzenplotz". Interessanterweise hatte ich dies nie als Nutzernamen gewählt, sondern nur als Teil meiner Gmail-Adresse. Doch scheint diese Information eingebrannt zu sein und lässt sich in Googles Kontoeinstellungen nicht ändern.

Will ich nun ein neues Gmailkonto erstellen, schreibt mir Google vor, dass die Mailadresse hotzenplotz@gmail.com sein muss. Es gibt keine Möglichkeit das zu ändern, schließlich ist hotzenplotz mein fester Nutzername. Ich wurde getauft, und den Namen, den ich in aller Schnelligkeit wählte war der eines stämmigen Mannes zweifelhafter Reputation. Pech, eben?

Buddy is a stupid name for a girl

Warum nicht einfach ein neues Google-Konto erstellen, mit einem neuen Nutzernamen? Ganz einfach weil Google mich bereits als hotzenplotz eingefangen hat. Als sie es gemacht haben, wusste ich noch nicht, dass ich ein hotzenplotz werden würde, ich war ein einfacher vorname.nachname@example.com. Nun werden alle meine Kontaktdaten von meinem Handy für hotzenplotz synchronisiert, mein Kalender, den ich auch für die Arbeit benötige, ist gekoppelt an hotzenplotz, meine Google Groups Mitgliedschaften gelten nur für hotzenplotz...

Mein Ruf als gerissener Räuber wird zementiert durch ein "bad copyright standing" auf dem - ebenfalls an das Google-Konto gekoppelten - Youtube-Konto, wegen eines lächerlichen Infringements das Paramount auf eine Titanic Parodie von uns geltend machte. Natürlich hatte auch mein Youtube-Konto mal anders begonnen.

Googles Services sind ja wirklich toll, aber will ich eigentlich wirklich meine Youtube-Verfehlungen direkt mit meinem Arbeitskalender verbunden haben? Und, hotzenplotz is a stupid name for boys.

Edit (4. August): Google sorgt zumindest für teilweise Abhilfe. Anscheinend hat man die prinzipielle Problematik der Kopplung verschiedener Dienste zu ein und demselben Konto erkannt.

* Nutzername der Redaktion bekannt

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Hoffende - 31. Jul, 22:39

Google ist eine Krake und Hotzenplotz an sich ist doch nicht schlecht... Aber es ist wie überall: Die Verbindung macht's!

Lustiger, nachdenkenswerter Beitrag, Kompliment!

schreiben wie atmen - 1. Aug, 12:16

Soso,

Sie sind also zwangshotzenplotziert worden, interessant, interessant .... Werde Ihr Krankheitsbild mal aufmerksam weiterverfolgen. Wann bietet sich einem sonst schon die Gelegenheit am netzkommunizierenden Subjekt(sagt Frau Edit) eine Fallstudie zur vermutlichen Entstehung einer späteren Hotzenplotzitis vorzunehmen.

bellerophon - 1. Aug, 13:32

Sehr geehrte Dame, ich möchte doch sehr gerne zur Betitelung meinerseits als netzkommunizierendes Subjekt aufrufen. Ansonsten hoffe ich, dass ich keine Symptome chronischer Hotzenplotzitis entwickle. Ein Aufsuchen des Zauberers Petrosilius Zwackelmann gebietet sich wohl.
schreiben wie atmen - 1. Aug, 13:53

In der Tat,

da sieht man mal, wohin die Virtualität führen kann. Ich hoffe in Ihrem Sinne editiert zu haben. Über die Heilkompetenzen des Herrn Zwackelmann liegen mir keinerlei Erkenntnisse vor, wenn Sie bitte an dieser Stelle berichten würden sobald Sie einschlägige Erfahrungen gemacht haben.
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