23
Okt
2008

Ich weiß, was du letzten Sommer gedruckt hast

Bei Wissen belastet habe ich einen sehr interessanten Beitrag zur Markierung von Ausdrucken gefunden, der mich gleich zum Schreiben eines Artikels motivierte.

Anscheinend versehen Drucker die Ausdrucke mit Wasserzeichen, die zwar auf dem Papier für das menschliche Auge nicht sofort sichtbar sind, aber trotzdem erlauben, Druckermodell und Seriennummern zu erkennen.

Mit der Seriennummer selbst könnte der Staat oder private Unternehmen, denen gewisse Druckerzeugnisse unangenehm sind, noch nicht viel anfangen, wenn sie nicht mit personenbezogenen Daten verknüpft werden kann. Allerdings fordert z.B. HP die Nutzer mit doch recht großer Aufdringlichkeit dazu auf, ihre erworbenen Produkte zu registrieren und sieht im Registrierungsformular sowohl Seriennummer als auch Kaufdatum gemeinsam mit persönlichen Informationen als Pflichtfelder vor.

Sollte der Nutzer seinen Drucker nicht registrieren, so wurde er vielleicht per Kreditkarte oder Bankomatkarte gekauft; wurde er im Internet bestellt, so sollten die Lieferdaten sowieso noch beim Händler gespeichert sein. Ist also bei autoritären Regimen und im Missbrauchsfall auch bei Demokratien der Wille dazu vorhanden, die Erzeuger von nicht genehmen Druckwerken in Erfahrung zu bringen, sollte das einfach bewerkstelligt werden können.

Schließlich sind die Drucker fast aller Hersteller mit dem vorgestellten Kennzeichnungsmechanismus versehen.

Doch damit nicht genug: Fast alle digitalen Helferlein, die wir alltäglich verwenden, verraten mehr über uns, als uns lieb sein kann. Es wurde lange vermutet, der Uploader eines Harry-Potter-Bands könnte ausgeforscht werden, weil seine Canon Rebel 300D einen unsichtbaren digitalen Fingerabdruck hinterließ. Die Geschichte verlief sich; ob dass daran lag, dass der Verbreiter nicht gefunden werden konnte oder daran, dass seitens des Verlags kein Interesse dazu bestand, ist unklar. Allerdings sollen manche Digitalkameras sogar ihr GPS-Modul verwenden, um ungefragt den geographischen Aufenthaltsort des Fotografen im Bild festzuhalten.

Zusätzlich existiert noch das Problem mit den RFID-Chips - um diese wurde es zwar seit 2004 um einiges ruhiger, was aber keineswegs heißt, dass die Technologie tot ist. Einfach RFID-Chips auf dieser Hypekurve von 2006 ein bisschen nach rechts schieben und man erreicht bald die Phase des stabilen Einsatzes nach dem "Tal der Enttäuschungen". Tatsächlich finden sich einige Anwendungen, über die kaum geredet wird: RFID-Chips stecken in neuen Reisepässen, in der Bahncard 100 (brachte der DB einen Big-Brother Award), in Levi Strauss Jeans und in britischen Autokennzeichen.

RFID-Chips sind eigentlich wie Barcodes, nur dass sie potenziell mehr Informationen speichern können. Sie ermöglichen eine eindeutige Identifizierung eines Produkts und - wurde es bargeldlos oder online erworben - wohl auch eine Zuordnung zu einem bestimmten Käufer. Die Crux hier ist, dass die Chips kontaktlos über Funk und damit oft wohl auch unbemerkt ausgelesen werden können.

Das große Problem insgesamt ist wohl nicht, dass diese Techniken vorhanden sind und dass die übermittelten Informationen vermutlich auch relativ einfach fälschbar sind, wenn man sich damit beschäftigt; das Problem ist, dass den meisten Personen nicht klar sein dürfte, dass ihre digitalen Erzeugnisse klar auf sie zurückverfolgbar sind. Gleichzeitig werden Menschen, die wirklich in größerem Ausmaß kriminelle Handlungen planen, diese kryptographisch wohl kaum durchdachten Mechanismen zu umgehen wissen.

Aber wie an der Serie von Kundendatenverlusten erkennbar, braucht es zuerst vermutlich wieder eine Reihe von Skandalen, bevor sich hier der Gesetzgeber zu datenschutzrechtlicher Regulierung verleiten lässt.

edit: Im Zusammenhang mit RFID-Chips verwundert dann auch die Meldung nicht.

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