Musikspielmix
Singzwang
Wer war noch nie auf einer jener Parties, auf denen überenthusiastische Mitmenschinnen unter großem Gekreische Sony-Cashcow Singstar hervorzuziehen und ihre gequält lächelnden und vergeblich hoffenden Gäste unter Aufbringung noch nie gesehenen Nachdrucks zu öffentlicher Blamage am Mikrofon nötigen? Wenn Singstar dann noch ein Exemplar peinlicherer Prägung ist (schlimmstenfalls Schlager, Après-Ski oder BoyBands vs. GirlBands), kann einem die Lust an Musikspielen schon lebenslang vergehen.Auf Gitarren drücken...
Eigentlich schade, dabei gibt es ja auch das ganz lustige Guitar Hero. Und wer jetzt einwirft, auf einem Plastikbrett bunte Knöpfchen zu drücken und sich dabei wie ein Rockstar zu fühlen sei nicht weniger peinlich, als in ein Mikrofon zu jaulen und sich dabei wie ein Popstar zu fühlen, der kann nur weiblich sein. Auf alle Fälle gibt es von besagtem Spiel eine sehr ordentliche PC-Portierung namens Frets on Fire, bei der man das nerdige Bild des Musikspielspielers noch verstärken kann, indem man auf den F1-F5 Tasten oder den Nummertasten 1-5 der Tastatur rumhämmert. Und so Gitarrenklänge zum Besten gibt. Es hat immerhin den Vorteil, dass polizeiliche Überwacher eine Beschäftigung erhalten, wenn sie in den aufgezeichneten Abfolgen von Ziffern zwischen 1 und 5 hochkonzentriert nach versteckten Botschaften suchen - und es sieht zumindest am Bildschirm auch ganz cool aus:(Whiskey in the jar in Frets on Fire)
Songs sind leicht zu erstellen, in Form von Midi-Tabs, einer Vorbis-Datei mit dem kompletten Lied und einer Vorbis-Datei nur mit der Gitarrenspur. Dementsprechend werden im Frets On Fire Fan Forum rege selbst erstellte spielbare Songs getauscht; man kann sich dort ausgiebig bedienen, denn Lob ist Wasser auf den Ego-Mühlen der Ersteller und ihnen zum Glück Lohn genug.
Ein witziges Flash-Minispiel ähnlichen Zuschnitts existiert mit King of Air Guitard. Das fröhliche Knöpfchendrücken hat aber vor allem im Kooperationsmodus mit etwaig anwesenden Kumpels oder Freundin eine beträchtliche Suchtkomponente und entsprechendes Zerstörungspotenzial für die Tastatur.
... und auf Musik surfen
Ein Spiel von dem man gar nicht für möglich halten würde, dass es funktioniert ist Audiosurf. Prinzipiell lädt man ein Lied seiner Wahl von einer Audio CD, MP3-, WMA-, Vorbis-Datei oder aus, bäh, iTunes und das Spiel erzeugt eine virtuelle Rennstrecke dazu. Das lustige ist, dass die Strecke genau - und das ist nicht übertrieben - zum Rhythmus des Songs passt. Nun gilt es gewisse farbige Blöcke einzusammeln und ähnlich wie in Tetris Kombinationen zu bilden. Bei Machine Head ist das ein ziemlicher Reaktionstest, während man es bei Clara Luzia überlegter angehen kann. Allerdings ist mein armes Köpfchen auch mit langsamen Stecken überfordert und denkt sich nur "buuunt". Grafisch präsentiert sich dieser spielerische Equalizer stellenweise durchwachsen, aber im Moment muss ich mich, während ich ob der Buntheit etwaige epileptische Anfälle in Zaum zu halten versuche, eh auf den unteren Bildschirmabschnitt konzentrieren:Ein Nachteil an Audiosurf sind die 10 Euro und die Menge Zeit, die einem nach dem Kauf fehlen. Aber das Spiel ist sowohl das investierte Geld (erhältlich ist es unter anderem über Steam) als auch die verlorene Zeit wert.
Troubadix-Disclaimer
Ja, auch für diejenigen die ihre Stimme für klangvoll und Singen für Spaß halten, gibt es PC-Unterhaltung: Ultrastar Deluxe ist eine Singstar-Portierung für PC, allerdings liegen aus Lizenzgründen keine bekannten Lieder bei. Es gibt zwar Textdateien mit den entsprechenden Noten für den Import ins Spiel, allerdings funktionieren diese nur richtig, wenn man genau die gleiche Liedversion wie der Ersteller vorliegen hat. Also liebe Frauen - falls ihr vorhabt, mich bei der nächsten Party wieder zu quälen, müsst ihr euch doch eine Playstation kaufen.bellerophon - 22. Jan, 22:17
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