Bloggen und Anonymität
Wenn man einigermaßen anonym bloggt, bekommt man von einigen Mitmenschen doch gewisse Vorwürfe um das müde Köpfchen geworfen. Ob man denn nicht zu seiner Meinung stehen könne, so ein bohrender Vorwurf, wovor man sich denn fürchte, eine einigermaßen unschuldige Frage und überhaupt sei man eine Ausgeburt der postmodernen Chimäre mangelnder Zivilcourage, erklingt der dialektische Todesstoß.
Prinzipiell besitzt das seine Richtigkeit, schreibt man doch auch Leserbriefe mit Namen und Adresse. Anderseits kann einem der leichte Hang zum Sarkasmus, die schmale Grenze von dort zum Zynismus und die Sensationslust von so manchenDrecksblättern Boulevardmedien den Spaß daran ziemlich verderben.
Der Blogger Axel Bringéus schrieb auf seinem doch eher unscheinbaren Wordpress-Blog einen Artikel über streikende französische Arbeiter, die ihn an einem Paris-Trip hinderten. Der Artikel schäumt nicht gerade vor klassenkämpferischer Solidarität über:
Procter & Gamble sah sich mit "rechtsextremen Aussagen" in Verbindung gebracht, schmiss die Nerven und Bringéus raus. Dabei war er doch seiner Funktion im Unternehmen im besten Sinne treu und hat Marketing betrieben, denn angeblich gilt ja: There is no such thing as bad publicity..
Anonymität ist in solchen Fällen eben doch wie eine wärmende Decke.
Da sind wir auch schon beim Unterschied zur Tageszeitung. Weil das gedruckte Papier vergänglich ist, vergehen die Leserbriefe gleich mit. Der Google-Cache wächst jedoch genauso beständig wie manche Facebook-Profile und konsumiert ausgestreute Peinlichkeiten wie ein Ameisenstaat Nadeln um sie zu einem großen Voyeurtraumhaufen zu formen.
Prinzipiell besitzt das seine Richtigkeit, schreibt man doch auch Leserbriefe mit Namen und Adresse. Anderseits kann einem der leichte Hang zum Sarkasmus, die schmale Grenze von dort zum Zynismus und die Sensationslust von so manchen
Der Blogger Axel Bringéus schrieb auf seinem doch eher unscheinbaren Wordpress-Blog einen Artikel über streikende französische Arbeiter, die ihn an einem Paris-Trip hinderten. Der Artikel schäumt nicht gerade vor klassenkämpferischer Solidarität über:
Right now I would like nothing more than for French police, whether on horseback or not, to go out to Orly Airport and bash in the heads of these disgusting French worker scumbags who might prevent me from travelling to France on Friday.Freundliche Nettigkeiten formulieren sich zwar anders, aber die sarkastische Intention ist mit etwas Gutmütigkeit auch dem ungeschulten Leser zugänglich. Die schwedische Zeitung Resumé sah das etwas anders, beförderte Bringéus in der Überschrift zuerst einmal zum Chef der Marketingabteilung von Procter & Gamble (wo er tatsächlich als Marketingassistent arbeitete) und gab dann seine Aussagen wieder.
I don't want the Saltsjöbaden spirit, I want violent and bloody class warfare.
[Bild von der deutschen Invasion in Paris]
The Germanophile Frankophobe awoke in me, my eyes darkened, my ears were filled with marching music and in my mind's eye I saw these beautiful images.
Procter & Gamble sah sich mit "rechtsextremen Aussagen" in Verbindung gebracht, schmiss die Nerven und Bringéus raus. Dabei war er doch seiner Funktion im Unternehmen im besten Sinne treu und hat Marketing betrieben, denn angeblich gilt ja: There is no such thing as bad publicity..
Anonymität ist in solchen Fällen eben doch wie eine wärmende Decke.
Da sind wir auch schon beim Unterschied zur Tageszeitung. Weil das gedruckte Papier vergänglich ist, vergehen die Leserbriefe gleich mit. Der Google-Cache wächst jedoch genauso beständig wie manche Facebook-Profile und konsumiert ausgestreute Peinlichkeiten wie ein Ameisenstaat Nadeln um sie zu einem großen Voyeurtraumhaufen zu formen.
bellerophon - 6. Feb, 14:36
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