23
Sep
2007

Black Times

Soeben wurde bekannt, dass der private Söldnerdienst Blackwater laut Angaben irakischer Sicherheitskräfte unschuldige Menschen hingerichtet haben soll (ORF-Artikel).

Obwohl Blackwater die Affäre bestreitet, überraschen mich Berichte in dieser Form kaum; im Gegenteil bin ich
eher verblüfft, dass angesichts von 100.000 privaten Sicherheitskräften noch nicht viel mehr Übergriffe dieser Form an die Öffentlichkeit getragen worden sind.

Dazu muss man sich überlegen, wer bei einem Söldnerunternehmen anheuert, das seine "Contractors" in den Irak und Afghanistan schickt, um sie dort für Aufgaben zu verwenden, die mitunter sogar der US-Armee zu riskant sind.
Neben ein paar Lebensmüden und hier nicht bedachten Einzelschicksalen kommen dabei wohl hauptsächlich folgende Personengruppen in Betracht:
  • Ehemalige staatliche Sicherheitskräfte (Polizei, Armee), denen die Bezahlung beim Staat nicht ausreicht und die das Risiko nicht scheuen
  • Unehrenhaft aus dem staatlichen Sicherheitsdienst entlassene, sei es aufgrund von Betrugsvergehen, Disziplinardelikten oder einfach psychologischer Nichteignung (Kanalisierung von Aggressionen oder Stress in Brutalität, Kurzschlusshandlungen in Krisensituationen...)
Die zweite Gruppe ist die Gefährlichere. Bei 100.000 Söldnern allein im Irak verwundern die Geschichten über Waffenschmuggel, willkürliche Tötungen oder Leichenschändungen kaum.

In den USA begünstigt die gesamte gesellschaftliche Struktur, die extreme Zwei-Klassen-Gesellschaft, solche Entwicklungstendenzen.
Zur Armee melden sich häufig nur Menschen, die ansonsten keine Aussichten auf Beruf oder Karriere haben - Schulabbrecher aus den niedrigeren sozialen Schichten, die den Versprechungen von finanzieller Absicherung und niedrigem Risiko erliegen, die ihnen die Rekrutierer geben.

Da aufgrund der anhaltenden Irak-Krise das Image des Armeedienstes stark eingebrochen ist, schaffen es die USA zunehmend nicht mehr genügend Wehrdiener selbst aus diesen Schichten zu rekrutieren. Dadurch werden private Söldnerdienste begünstigt, die kaum staatlicher Kontrolle unterliegen und ihre menschlichen Resourcen entweder aus verzweifelten Verlierern oder halsbrecherischen Abenteuersuchenden nähren.

Das Ergebnis ist sichtbar und mit der Tendenz, staatliche Agenden zunehmend auszulagern, selbst in Sicherheitsbelangen ("Weniger Staat, mehr privat!"), werden sich diesbezügliche Vorfälle in Zukunft häufen, auch weil die staatliche Kontrolle über den Sicherheitssektor plötzlich fehlt.

Dazu muss gesagt werden, dass privatwirtschaftliche Sicherheitsunternehmen natürlich privatwirtschaftlichen Denkmustern nachgehen und auch dementsprechend handeln - vom aufgeklärten Rechtsstaat zur Corporate Hegemony ist der Schritt nunmehr ein kleiner.

Folgendes Bild von der Blackwater-Seite, hier aus Urheberrechtsgründen nur verlinkt, spricht wohl mehr als 1000 Worte: Das ist das Selbstverständnis dieser Firma!

Blackwater-Bild zu den Gefallenen

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