12
Okt
2007

Nob(e)le Gesinnung

Also ging der Friedensnobelpreis dieses Jahr an Al Gore... viele Europäer jubeln reflexhaft ob der Tatsache, dass sie mit dem Klimawandel stets recht hatten und den blöden Amis endlich mal gezeigt wird, wie der Rest der Welt zu den texanischen Weltvernichtungsplänen steht; meine Begeisterung könnte jedoch größer sein.

Klar, unsere Generation springt gelinde gesagt ziemlich rücksichtslos mit unserem Planeten um und selbst wenn es widersprüchliche Aussagen zu Ursachen und Folgen des Klimawandels gibt, gebietet schon das Vorsorgeprinzip,
dass wir beginnen sollten unseren Lebensstil zu mäßigen und statt ewiger Selbstverwirklichung auch mal an unsere Nachfahren denken.

In dieser Hinsicht ist prinzipiell jeder Vorstoß in Richtung Umweltschutz begrüßenswert, dennoch muss man die Verleihung des Nobelpreises schon ein bisschen in Relationen sehen.
Vor allem bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erhielten diesen vor allem Personen, die sich tatsächlich für den Frieden oder die Menschenrechte engagierten, z.B. John Hume, David Trimble oder Kim Dae-Jung.

In den 2000ern waren es dann auch mal Wissenschafterinnen (Wangari Muta Maathai) oder Beamte (Mohammed El-Baradei). Ihnen gemeinsam ist aber immer noch, dass sie weitgehend uneigennützig für ein idealistisches Ziel arbeiteten.

Zurück zu den aus europäischer Sicht so dummen Amis: Al Gore scheint diese mutmaßliche Dummheit offensichtlich zu fehlen. Und dies nicht, weil er etwa Zeichen der Zeit besser zu erkennen vermöchte, wie jeder andere nicht-blind-taub-geruchslose Mensch, der in den letzten 15 Jahren eine Zeitung oder ein Buch gelesen hat. Klugheit unterstelle ich ihm alleine schon deswegen, weil er es elegant schafft, knallharte Geschäftsinteressen in geheucheltem Idealismus zu verpacken.

Jahrelang arbeitet er schon "für" den Klimaschutz, dazu bildet er einen propagandistischen Gegenpol zu (der tatsächlich ignoranten) Bush-Regierung und produziert Bücher und Filme, die durch seinen konstanten Aktivismus natürlich nicht gerade unbekannter werden und die der Philanthrop Gore zu dem kleinen Selbstkostenbeitrag von - sagen wir - 20 € unter der darbenden Bevölkerung verteilt.

Selbst benutzt er natürlich Fortbewegungsmittel wie Flugzeuge, um überall auf der Welt Schadstoffverursacher über die Morallosigkeit ihrer Handlungen informieren zu können.

Hinzu kommt, dass Al Gore Vorsitzender eines Hedgefonds ist, der im Handel mit Emissionsrechten spekulativ tätig ist: Generation Investment Management.

All dies ist nun bestenfalls eigennützig und schlimmstenfalls unanständig. Dass Gore dafür allerdings den Friedensnobelpreis erhält, während in Birma friedlich demonstrierende Mönche erschossen werden, ist äußerst zynisch.

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