24
Nov
2008

Medienkontrast

Die Berichterstattung über sogenannte Raubkopierer in unseren Medien ist hinlänglich bekannt; Raubkopierer sind asoziale Kriminelle, die arme, hart arbeitende ehrliche Studiobosse Künstler um ihren sauer verdienten Lohn bringen. Vor allem der Kölner Stadtanzeiger und die Süddeutsche Zeitung, sonst eigentlich ein Qualitätsblatt, betreiben in letzter Zeit massiv Lobbyarbeit für die Filmindustrie.

Zum Beispiel tönt die Süddeutsche Zeitung lautstark:
Dabei ist schon das Herunterladen von "rechtswidrig hergestellten Vorlagen" verboten.*
Doch nun der Kontrast. Der Schweizer Beobachter schreibt unter dem sensationstriefenden Titel Zugreifen! Alles Gratis! doch tatsächlich folgendes:
Die Streamingtechnik, bei der die Dateien nicht komplett transferiert, sondern gleich abgespielt werden, beschert auch Film- und Kinofreunden ein immer grösseres Gratisangebot. Im deutschsprachigen Raum besonders beliebt ist das Portal kino.to, das die Streams von verschiedenen Servern zentral verlinkt. Die Filme, darunter auch aktuelle Blockbuster und viele Serien, laufen direkt im Webbrowser ab, sofern die notwendigen Plugins wie etwa Adobes Flashplayer installiert sind. Mit einem Streamcatcher können die Filme dauerhaft auf Festplatte gebannt werden.
Linkes Kampfblatt? Nein, Axel Springer Verlag. Unglaublich!

*Dass das eine Halbwahrheit im Stil von FUD ist, erkennt man, wenn man sich die entsprechende Rechtslage in Deutschland und Österreich genauer ansieht.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5343162/modTrackback

23
Nov
2008

Unwissenheit und Politmarketing

Bei wvs habe ich folgendes Video gefunden:


(Rick Shenkman - Just how stupid are we)

Der Autor von "Just how stupid are we" argumentiert, dass das amerikanische Volk über zu wenig Wissen verfüge, um informierte Entscheidungen über die Performance ihrer Regierung treffen zu können. Deswegen, so zumindest der unterschwellige Tenor, wäre Amerika keine richtige Demokratie.

Ich widerspreche Shenkman hier nur insofern, als dass ich glaube, dass der Unwissenheitsfaktor kein spezifisch amerikanisches Problem ist. Worum es in der geplanten EU-Verfassung, gegen die jeder irgendwie war, eigentlich konkret ging, war den meisten Österreichern nicht bekannt - eigentlich nicht einmal den meisten Politikern. In Irland haben Wähler gegen den Reformvertrag von Lissabon gestimmt, weil sie dagegen protestieren wollten, dass die irische Fluglinie Aer Lingus nicht mehr in Heathrow landet.

Josef Stalin erfreut sich in Russland ungebrochener Beliebtheit, wird im Land des Rechtsnihilismus quasi als Sinnbild vergangener Größe verehrt. Stalin muss nachhaltig wirksames Marketing betrieben haben, dass man ihm die 4-9 Millionen Todesopfer seiner Politik so großzügig verzeiht.

Und in einer Umfrage von 2005 sieht es in Österreich mit der allgemeinen politischen Bildung auch nicht gerade rosig aus: 8% der Befragten wussten nicht, welche Parteien die Regierung bilden. Das war damals vermutlich auch besser für die ÖVP.

Zwar bleibt Amerika die Hochburg der Truthiness, aber Unwissenheit und Ignoranz durchziehen andere Länder gleichermaßen. Das Missbrauchspotenzial steht in direktem Verhältnis zur Fähigkeit der Politiker, in Teilen bestehende Unwissenheit mit guter Selbstvermarktung zu füllen.

Es gelang Bush - er konnte einem großen Teil der amerikanischen Öffentlichkeit glaubhaft machen, dass Saddam Hussein hinter 9/11 stecken würde; aber genauso gut gelang es Strahlemann Karl-Heinz Grasser. Denn wer weiß heute schon, dass unter dem "besten Finanzminister aller Zeiten" Österreichs Neuverschuldung 2004 tatsächlich 4,4% (statt 1,2%) des BIP betrug?

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5341208/modTrackback

16
Nov
2008

Obama und das Alter

Über die gewaltigen Herausforderungen, die auf Präsident Obama zukommen werden, wurde viel gebloggt (unter anderem), deswegen kann ich mir das getrost ersparen.

Was mir aber vor allem in den letzten Tagen aufgefallen ist: Obama scheinen die Belastungen im Vorwahlkampf, Wahlkampf und den Vorbereitungen auf das Amt doch eher grob mitgenommen zu haben.

Wenn man sich Obama noch vor etwas über einem Jahr ansieht - das Foto ist von Juli 2007 - erblickt man einen dynamischen jungen Mann voller Tatendrang:

ImageBanana - Obama Juli 2007
(thx for sharing)

Auf aktuelleren Bildern sieht man einen anderen Obama, gereifter, aber auch müder sieht er aus. Falten haben sich auf seinem Gesicht breit gemacht und der Haaransatz erhielt einen grauen Rand:

Obama November 2008 mit Dubbya
(via, klicken zum Vergrößern)

Ohne Zweifel - die Erwartungen an Präsident Obama sind enorm, was ihn noch einiges an seiner äußerlichen Jugend kosten könnte.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5325228/modTrackback

13
Nov
2008

God ain't voted yet...

Entweder dieser Zeitgenosse hat ein paar echt komische Einstellungen balanciert schon mit ziemlichem Drall an der Grenze zum Wahnsinn oder es handelt sich um wahrlich gelungene Satire (ich tippe auf Zweiteres):



(Billy Bob Neck über Barack Obama)

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5319575/modTrackback

12
Nov
2008

Mein Blog schreibt bald der Verfassungsschutz...

... weil er mehr über mich wissen wird, als ich selbst.

Denn in Deutschland in Kraft tretende Gesetze, vor allem im Sicherheitsbereich, haben immer etwas Beunruhigendes: Mangels eigener Ideen und wegen fehlender Qualifikation Eigenmotivation der österreichischen Ministerien, werden die Gesetze des großen Vorbilds gerne im Copy & Paste Verfahren nur geringfügig angepasst und übernommen.

Law and Order Extremist Fetischist Schäuble hat ein Gesetz durch den Bundestag getrieben, das dem deutschen Bundeskriminalamt, nicht in letzter Konsequenz, aber immer noch mit beträchtlicher Härte, weitgehende Befugnisse im Abhören und Bespitzeln der Bundesbürger verschafft.

Insofern ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir in Österreich auch mit genehmigungsfreiem Abhörpersilschein für die Exekutive beglückt werden - traurig, dass heute unscharf definierte Floskeln wie "Gefahr im Verzug" ausreichen, um die Gewaltentrennung zumindest teilweise aufzuheben. Traurig auch, dass bei Journalisten künftig die Anwendung von Beugehaft zur Preisgabe der Identität von Informanten möglich sein wird - inwiefern mit solchen Methoden Terroranschläge verhindert werden sollen, muss erst erklärt werden.

Der schlimmste Punkt ist jedoch, dass mit dem Gesetz das BKA ermächtigt wird, den Bundestrojaner einzusetzen. Zwar nur mit richterlicher Genehmigung, aber dennoch. Staatlich verbreitete trojanische Pferde könnten sich für den Staat selbst als trojanisches Pferd erweisen; indem sie von Verbrecherorganisationen "gehijackt" werden, indem sie Löcher in das Sicherheitssystem von Computern reißen, die missbraucht werden können, wenn sie sich nicht rückstandslos löschen lassen, falls ein unschuldiges Opfer auf Schadenersatz klagt und und und... nicht zuletzt weil, wie ein SPD-Politiker sagt, (via):
ein erhebliches Risiko [besteht], dass Unverdächtige betroffen werden, wenn die Infiltration des Zielsystems „von außen" (über eine Internetverbindung) bewirkt wird.
Die Folgen eines so unerforschten, unkontrollierbaren und unverhältnismäßigen Technikmissbrauchs durch den Staat sind noch gar nicht abzuschätzen und könnten in der Zukunft noch so manchem Minister Magenschmerzen bereiten.

Schäuble argumentiert, dass die Landespolizeien bereits ähnliche Befugnisse genießen würden; im Falle des Bundestrojaners, ist das schon einmal falsch. Außerdem übersieht er, dass zentrale Erfassung persönlicher Daten von Bürgern der gesamten Bundesrepublik, mehr unkontrollierte und folglich missbrauchsanfällige Macht in einer einzigen Organisation bündelt. Und außerdem, wie Dr. Fredrik Roggan von der Humanistischen Union schreibt (via):
Eine generelle Zuständigkeit des BKA für die Aufklärung terroristischer Strukturen, ohne dass konkrete Gefahren vorliegen müssten, würde eine weitreichende Parallelzuständigkeit von BKA und Landespolizeien mit parallelen Befugnissen nach sich ziehen und damit die Gefahr von doppelten Datenerhebungen in sich bergen.
Fast alle Institutionen, die wirklich etwas von der Thematik verstehen, kritisieren das Gesetz. Von der BITKOM bis zur deutschen Polizeigewerkschaft (!).

Aber offensichtlich haben auch in Deutschland viele Politiker ihre Mühe damit, auf jene kleine Stimme der Vernunft in ihnen zu hören, die sie der Versuchung des Populismus und des Machtmissbrauchs widerstehen lässt.

Mehr zum Thema auch bei ravenhorst
Update: Und beim Datenschutzblog.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5318163/modTrackback

11
Nov
2008

Auch mal ein Songtipp...

... inspiriert von Thumbsuckers wöchentlichem Playlistupdate.



(The Beauty Of Gemina - Suicide Landscape)

The Beauty of Gemina ist ein Dark Wave/Electro Projekt aus Liechtenstein und der Schweiz. Manche stufen die Band auch ins Gothic-Genre ein, wogegen ich mich in augenzwinkender Rechthaberei entschieden zu wehren traue. In welchem Genre man die Band sieht ist letztlich aber sicher von der musikideologischen Ausrichtung abhängig. Oder anders gesagt: Gothic hat mir noch nie gefallen, da mir die Band aber gefällt, versuche ich die Realität an meinen Geschmack anzupassen.

Vor allem das neue Album Stranger to Tears hat es mir sehr angetan - eine neue Wave Welle, die mich in Depeche Mode-Manier mit düster-wohliger Begleitbeschallung durchs Leben trägt.

Sicher nicht Musik für jedermanns Geschmack, aber genau deswegen gut.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5314847/modTrackback

6
Nov
2008

Ofrauofrau

Gestern versuchte ich auf der Karrieremesse, Schülern und Schülerinnen die Vor- und Nachteile des Informatikstudiums zu erklären.

Es gibt eine Reihe an Gründen, Informatik zu studieren, wie ein tolles Betreuungsverhältnis, recht gute Jobaussichten oder die Möglichkeit in der Forschung weiterzuarbeiten, aufgrund von zahlreichen national und EU-geförderten Projekten.

Großteils durch gesellschaftlich geschaffene Rollenbildern und altmodische Sozialisierung glauben immer noch viele Frauen, ein technisches Studium wäre eine reine Männerdomäne. Dabei erstreben die Universitäten unbedingt einen höheren Frauenanteil: U.a. in Bremen gibt es ein reines Frauen-Informatikstudium, Universitäten wie die Carnegie-Mellon Universität haben ihr Studium extra so ausgelegt, dass ein höherer Frauenanteil erreichbar ist. In Österreich gibt es das Frauen in die Technik Programm.

Warum? Erstens sind technische Berufe gesellschaftlich höher angesehen, bringen bessere Verdienste und Jobmöglichkeiten. Zweitens werden traditionell männlich dominierte Domänen durch einen höheren Frauenanteil bereichert. Sowohl durch die verschiedenen Herangehensweisen und Perspektiven als auch aufgrund von sozialen Komponenten kann man von größerer Pluralität für ein Fachgebiet überwiegend positive Auswirkungen erwarten.

Warum schreibe ich das? Wegen folgendem Dialog mit einer Schülerin:

Ich: Wir haben viel zu wenig Frauen, die Informatik studieren. Deswegen wäre es wichtig, wenn mehr Frauen das Studium beginnen würden.
Schülerin: Wieso? Es reicht doch, wenn die Männer das machen.

Mit der sexistischen Sozialisierung scheint es schlimmer bestellt zu sein, als angenommen.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5304137/modTrackback

Weitere McFinnen und Wallace Vorführungen in Innsbruck

Ich verweise diesbezüglich auf Richards Blog.

Für die Ästheten unter uns bietet Robert Spindlers Amateurwestern verspielte Match Cuts, Hommagen auf bekannte Klassiker und dezente Satire auf gängige Genreklischees. Den Inhaltspuristen darf man freudig mitteilen, dass diesmal der genüssliche Augenschmaus mit einer passablen Westernstory unterlegt wurde.

Richard selbst spielt übrigens eine Hauptrolle im Film und hat das dafür verwendete Schnittprogramm in jahrelanger geduldiger Kleinarbeit selbst entwickelt.

Falls ihr McFinnen und Wallace noch nicht gesehen habt und in Innsbruck oder der Umgebung wohnt, unbedingt anschauen!

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5304171/modTrackback

30
Okt
2008

Graf über Späße und das linkslinke DÖW

Martin Graf beantwortete gestern die Fragen von Nutzern im Chat der Presse.

Seine Gesinnung scheint genauso stramm rechts zu sein, wie es die Mitgliedschaft in der Olympia nahe legt. Auf alle Fälle antwortet er auf kritische Fragen ausweichend bis zynisch.

Zum Beispiel war da mal Frank Rennicke bei seinem "Bund fürs Leben" eingeladen. Dazu meint Graf:
Ich muss offen gestehen, ich kenne kein einziges Lied von Herrn Rennicke und bin daher nicht in der Lage, Ihre Frage seriös zu beantworten.
Sicherlich. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das die Olympia ja als rechtsextrem einstuft, hält Graf gleich für eine "linke Organisation":
Das DÖW ist eine sehr links angesiedelte Organisation. Aus der Sicht des DÖW ist meinem Dafürhalten nach jede Position, die nicht links angesiedelt ist, bereits rechtsextrem.
Der Vorstand des DÖW setzt sich vorwiegend aus Parteimitgliedern von SPÖ und ÖVP zusammen. Nach Grafs Dafürhalten sind das dann wohl "sehr linke Parteien". Das sagt wohl wenig über die Parteien oder den DÖW aus, sondern viel mehr über die politische Einstellung des Herrn Graf.

Eine schiere Verhöhnung der Intelligenz der Fragestellenden, ist die Aussage Grafs, er würde Verbände wie die Wiking-Jugend nicht kennen:
Ich kenne weder eine Burschenschaft mit dem Namen Wikung noch mit dem Namen Wartburg.
Den Flyer der Olympia, der an seine Mitglieder Anforderungen stellt, die stark an die Definition eines Herrenmenschen erinnern (Zitat und mehr zur Olympia bei Ponti), spielt Graf als "Spaß" herunter.
Dieses Flugblatt stammt aus den 80er-Jahren, war eher als witziger Gag gemeint, der in der Öffentlichkeit gründlich danebengegangen ist. Aus heutiger Sicht müssen wir zur Kenntnis nehmen, das die Political Correctness keinen Spaß versteht.
Dass Graf für das Amt des 3. Nationalratspräsidenten praktisch untragbar ist, wurde schon vielerorts in der Blogosphäre erörtert und ist an sich nichts Neues; diesen Artikel nur als Zugabe für die unverbesserlichen Optimisten, die vielleicht glauben, Graf hätte seine rechtsextreme Vergangenheit abgelegt und wäre ein "ganz normaler" Politiker.

Trackback URL:
https://keinspass.twoday.net/stories/5288259/modTrackback

logo

Kein Spaß

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Archiv

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Metainformation

Suche

 

Status

Online seit 6551 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits

Social bookmarking

Add to Technorati Favorites

Blogs

Besucher


ChitChat
Datenschutz
Politik
Sicherheit
Technik
Weltpolitik
Wirtschaft
WWW
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren